Im Mode- und Textilbereich gibt es mittlerweile eine relativ große Auswahl an fairen und nachhaltigen Alternativen. Doch was ist eigentlich mit Möbeln und Interior? Das Düsseldorfer Start-up atisan hat es sich zur Aufgabe gemacht, nachhaltige Alternativen für Menschen anzubieten, die ihr Konsumverhalten positiv verändern wollen. In diesem Gespräch erzählen sie uns mehr über ihre Idee und ihre Produktentwicklung.
Wer steckt hinter atisan und wie entstand eure Idee?
Wir sind Dorka und Daniel aus Düsseldorf. Vor zwei Jahren haben wir die Entscheidung gefasst, unsere Jobs zu kündigen und einen lang gehegten Traum zu verwirklichen. Inzwischen arbeiten wir gemeinsam mit unserem Team daran, minimalistische und natürliche Wohnaccessoires aus nachhaltigen Materialien an den schönsten Ort der Welt zu bringen – das eigene Zuhause.
Die Idee für atisan entstand auf unseren Reisen und hat sich während der Zeit als Daniel in einem Hilfsprojekt in Kenia gearbeitet hat, zunehmend gefestigt. Uns fiel dabei immer wieder auf, dass es in vielen Ländern talentierte Handwerkskünstler gibt. Sie fertigen wunderschöne Einzelstücke, haben aber nur eingeschränkte Möglichkeiten diese anschließend zu vertreiben und ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen.
Darüber hinaus gibt es hierzulande immer mehr Menschen, die ihr Konsumverhalten hinterfragen und bewusster leben möchten. Nicht nur im Bereich Fashion und Food besteht das Bedürfnis zu wissen, woher die Produkte kommen, die wir konsumieren. Als wir keine Antwort auf die Frage „Who made my interior?“ fanden, beschlossen wir das selbst in die Hand zu nehmen und eine Alternative zu schaffen.
Dafür starteten wir 2017 schließlich unsere 7-monatige Reise, um die richtigen Partner für unser Vorhaben zu finden. Gemeinsam mit talentierten Kunsthandwerkern und Fair-Trade Initiativen, die einen wichtigen Beitrag in ihren Gemeinschaften leisten und unsere Werte bezüglich sozialer und ökologischer Verantwortung teilen, entwickelten wir unsere erste Produktreihe.
Wie definiert ihr “slow interior”?
Unser Ansatz “slow interior” spiegelt sich in vielen unterschiedlichen Bereichen wider. Denn alles wofür wir stehen hat wenig mit Geschwindigkeit zu tun:
Der sorgfältige Herstellungsprozess eines handgefertigten Produkts.
Die lange Tradition, die dahinter steht.
Der Aufbau einer engen und ehrlichen Beziehung zu unseren Partnern und schließlich der bewusste Konsum von Interior und die Entschleunigung im eigenen Zuhause.
Wir glauben, dass die Wertschätzung von Dingen, die unser Leben verschönern und erleichtern, ein wichtiger Teil unseres Konsums ist. In Zeiten von Massenproduktion und schnell wechselnden Trends möchten wir eine Alternative bieten und unsere Aufmerksamkeit der Wertigkeit und Herkunft eines handgefertigten Produkts schenken.
Wie entstehen eure Designs und wo werden die Produkte produziert?
Das Design unserer Produkte entsteht meist durch einen co-kreativen Herstellungsprozess. Das heißt, dass wir unter Berücksichtigung der natürlich vorhandenen Ressourcen und Traditionen, gemeinsam mit unseren Herstellern, ein Produkt von der Idee bis zum fertigen Ergebnis entwickeln. Oft ist das eine Mischung aus Inspirationen, dem eigenen Geschmack und intensiver Recherche. Gleichzeitig können wir durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Herstellern viel über ihre Handarbeit und alternative Materialien erfahren und dieses Wissen in unsere Produktauswahl einfließen lassen. Insbesondere bei der Auswahl von Materialien inspirieren uns unsere Hersteller immer wieder mit neuen Ideen, die wir für unsere Produkte verwenden können.
Nach welchen Kriterien wählt ihr eure Partner*innen aus und wie entsteht normalerweise eine Zusammenarbeit?
Mit welchen Partner wir zusammenarbeiten entscheidet eine Vielzahl von Faktoren: Wie offen ist ein Partner für unsere Fragen und Besuche? Wie ist die Stimmung und die Zusammenarbeit vor Ort? Wer profitiert von Gewinnen? Wie ist der Umgang mit natürlichen Ressourcen? Welche Philosophie und Werte vertritt unser Partner?
In den meisten Fällen recherchieren wir vor Ort, fragen uns durch und bauen uns so ein Netzwerk auf. Bei unseren Produkten legen wir vor allem Wert darauf, dass die verwendeten Materialien ursprünglich aus den jeweiligen Regionen stammen und dort eine entsprechende Tradition haben. Am Beispiel unserer Körbe bedeutet das: Je nach Region gibt es unterschiedliche Materialien, Flechttechniken und Muster. Das Know-How über die Verarbeitung wird über Generationen weitergegeben.
Der regelmäßige Austausch und die intensive Zusammenarbeit mit unseren Partnern vor Ort in den Ursprungsländern sind uns sehr wichtig. Wir haben bereits so viele talentierte Kunsthandwerker kennengelernt und möchten verstehen was es bedeutet in einem anderen Land zu produzieren und vor allem eine Beziehung zu den Menschen aufbauen, die unsere Produkte herstellen. Daher ist es für uns selbstverständlich, dass wir unsere Hersteller regelmäßig besuchen, um mehr über ihre Herkunft, Tradition und natürliche Materialien zu erfahren.
Wie schafft ihr es, so hochwertige Produkte verhältnismäßig preiswert anzubieten?
Wir arbeiten direkt mit unseren Herstellern in den Ursprungsländern zusammen. Dabei verzichten wir bewusst auf Importeure, Zwischen - und Großhändler, um transparent arbeiten und faire Löhne und Preise realisieren zu können.
Was ist euer persönliches Lieblingsprodukt?
Oh, das ist schwierig. Jedes unserer Produkte ist ein Unikat und hat seine eigene Geschichte. Die Lampe Kisi aus Seegras zählt auf jeden Fall zu unseren Lieblingsprodukten, da diese zu einem frühen Zeitpunkt in enger Zusammenarbeit mit unserem Partner in Indonesien entwickelt wurde und bereits nach kurzer Zeit zu einem kleinen ‘signature piece’ bei atisan geworden ist. Momentan gehören auch unsere neuen Textilien aus Nepal, insbesondere die Kissenbezüge, zu unseren Lieblingen. Bei dieser Kollektion haben wir viele alternative Materialien, wie Bananen- oder Brennnesselfasern kennengelernt, von denen wir ganz begeistert sind.
Lust, die Sachen näher anzuschauen? Hier findest du unsere unperfekte Auswahl im Shop.
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